Psychotherapie (mit ärztlicher Anordnung)

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Informationen zum Anordnungsmodell

Bei schwierigen Lebenssituationen im Alter

Schwierigkeiten im Alter können vielfältig sein, seien dies grosse körperliche und seelische Veränderungen, Verluste oder auch Einsamkeit, Ängste und Verstimmungen. Ähnlich wie bei der Beratung kann ich eine Aussensicht bieten, aber auch Anregungen, Gespräch zur intensiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, dem gegenwärtigen Leben und der verbleibenden Zukunft.
Wenn (hoch)betagte Menschen in ihrer gewohnten Umgebung oder in einer Institution mitten unter vielen andern Menschen an ihrer Einsamkeit leiden, in ihrer Trauerarbeit alleine sind oder dem Ende des Lebens nahe sind, auch dann macht die systemische Sichtweise meines Erachtens grossen Sinn. Jeder Mensch lebt in einem System, braucht das System und das System den Menschen, auch dann, wenn er vom System bestens versorgt, gepflegt und betreut wird. Nur wenn Menschen in einer Institution sich wieder als Teil eines Systems erleben können, werde sie aufgehoben sein in der letzten Lebensphase und alle Systeme in ihrer Person, die trotz den Verlusten noch immer aktiv sind, dürfen ihren Platz haben und den Abschied von dieser Welt begleiten. Dazu gefällt mir persönlich auch die tiefenpsychologische Sichtweise von Verena Kast (2010, S. 13), die zur Lebensrückblickstherapie sagt: „Im Rückblick auf unser Leben gelingt es uns, dieses Vorher und Nachher miteinander zu verbinden, den Lebensübergang als sinnvoll zu erleben, ihn zu verstehen“. 

Trauerverarbeitung

Je älter wir werden, umso höher wird die Anzahl der Verluste von geliebten Menschen. Im Volksmund spricht man von Trauerverarbeitung und hofft meistens, dass ein Verlust still und unkompliziert von Angehörigen verarbeitet wird. Klare Regeln gesellschaftlich definierter Trauerphasen kennen wir nicht mehr. So bleibt oft der gut gemeinte Satz: lass ihn/sie los, um wieder zu leben. Im hypnosystemischen Ansatz nach Kachler wird die Trauer aber nicht losgelassen. Mit dieser Sichtweise verliert man den geliebten Menschen gleich ein zweites Mal. Nicht das Loslassen ist das Zentrum der Trauer, sondern die Liebe und der Wunsch, diese Liebe in einer veränderten Form weiterleben zu können. Ziel ist eine neue, innere Beziehung aufzubauen und zu leben.
Aus systemischer Sicht möchte ich hier einen Satz von Kachler (2010, S. 52) aus seinem Buch der hypnosystemischen Trauerbegleitung anfügen: ein gelungener Lebensrückblick besteht auch dann, wenn in der Neukonstruktion des Lebens im Alter die Verluste, die Verstorbenen und die Einbussen die „im Äusseren für immer fehlen werden, im Inneren einen Teil des Lebens bleiben“.
Link: www.kachler-roland.de

Depressionen

Alter alleine macht nicht depressiv. Depressionen im Alter kommen aber statistisch gesehen häufiger vor als jede andere psychische Krankheit in dieser Lebensphase. Symptome einer depressiven Verstimmung sind gedrückte Stimmung, Interessensverlust, Freudlosigkeit, Verminderung des Antriebes, eine erhöhte Ermüdbarkeit und eine Aktivitätseinschränkung. Weiter können auch verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen wie auch Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld eine Depression begleiten. Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Angst und Suizidgedanken sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Eine diagnostische Abklärung bedarf einer fundierten medizinisch/psychiatrischen Konsultation, um gerade im Alter auch die körperlichen Krankheiten mit einzubeziehen. Nach der Diagnose können therapeutische Gespräch den Heilungsprozess begleiten. In wenigen Sitzungen kann oft schon sehr viel erreicht werden. Es gilt die Prognose: entscheidend ist das Alter der Störung, nicht das Alter des Betroffenen. Depressionen, die erst im Alter auftreten haben demnach gute Erfolgsaussichten.
Depressionen können unterschiedliche Ursachen haben. Diese können gesellschaftliche Ursachen haben (Jugendlichkeitswahn, erfolgreiches Altern), im sozialen Umfeld liegen (Einsamkeit, Partnerverlust), körperlichen Ursprungs sein (nach Herzinfarkt, Schlaganfall) oder auch in der wieder aufkommenden Vergangenheit, in der Lebensgeschichte verankert sein. Die systemische Therapieform eignet sich, den Blick auf diese unterschiedlichen und individuellen Faktoren zu richten. 

Belastungsstörungen

Belastungsstörungen sind Reaktionen auf eine einmalige oder fortgesetzte schwere Belastung. Dabei wird unterschieden in akute Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Die akute Belastungsstörung stellt eine sofortige Reaktion auf ein aussergewöhnlich schweres, belastendes Ereignis dar. Die Ausprägung der Symptome kann sehr unterschiedlich sein. Als psychische Störung werden solche Reaktionen erst bezeichnet, wenn sie mit deutlichem Leiden und/oder einer Verminderung der Leistungsfähigkeit verbunden sind. Anpassungsstörungen sind Reaktionen, welche nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Dabei gibt es eher depressive oder ängstliche Ausprägungen. Die Schwere der belastenden Ereignisse muss bei der Anpassungsstörung nicht notwendigerweise extrem sein. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) treten einige Zeit nach dem belastenden Ereignis auf. Die Belastungen haben traumatischen Charakter und sind ausserordentlich schwer.
Akute Belastungsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen sollen von qualifizierten Fachpersonen wie PsychiaterInnen, Fachärzten abgeklärt und behandelt werden. Eine intensive stützende Betreuung in zeitlich begrenztem Umfang in einer Klinik ist meistens angezeigt. Für die Nachbehandlung und Stabilisierung im Alltag eignet sich die ambulante Psychotherapie.

Belastungsverarbeitung z.B. nach körperlichen Beeinträchtigungen, bei Seh- und Hörbehinderungen, nach Diagnosen
Belastungen nach körperlichen Einbussen, ob die schleichend oder akut auftreten, sind enorm. Aus der Erfahrung in der Arbeit mit sehbehinderten, blinden und älteren Menschen weiss ich, dass die Belastungen im Anfang oft kaum wahrgenommen werden, wenn die Beeinträchtigung sehr schleichend eintritt. Die abnehmende Funktion der Augen wie z.B. bei einer Makuladegeneration oder der Ohren wie z.B. bei einer Schwerhörigkeit werden vom Hirn die mangelnden Informationen noch lange kompensiert und oft erst wahrgenommen, wenn die Beeinträchtigung schon weit fortgeschritten ist. Mit dem Wegfallen von gewohnten und geliebten Tätigkeiten wie z.B. lesen, Auto fahren, Musik hören und vieles mehr, wird die Belastung bewusst wahrgenommen. Oft stehen Hilfsmittel und Möglichkeiten zur Kompensation zur Verfügung, aber die Trauer, Wut und Enttäuschung über die Beeinträchtigung stehen den neuen Möglichkeiten im Weg oder in hohem Alter steht die Sinnfrage plötzlich im Zentrum.
Auch plötzliche Einbussen wie z.B. Blindheit nach einer Erkrankung oder Unfall bedingen hohe Anpassungsfähigkeiten und viel Energie, die Kompensationsstrategien anzuwenden.
Für die Kompensationsstrategien helfen die entsprechenden Verbände und Vereinigungen und ihre Beratungsstellen weiter. Gerne helfe ich Ihnen, die richtige Beratung und Hilfe zu finden.

Link:
www.szb.ch
www.retina.ch
www.gehoerlosenfachstellen.ch

Psychische Erkrankungen im Alter

Psychische Erkrankungen, die zeitlebens schon bestehen oder in jungen Jahren aufgetreten sind, verändern sich im Alter. Für Betroffene und Angehörige werden die Veränderungen manchmal der Krankheit, manchmal dem Alter zugeschoben. Oft ist es aber ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren. Lösungswege sind meisten ähnlich wie bei den andern Krankheiten (siehe oben), erfordern aber oft ein grösseres Netzwerk und eine intensivere Zusammenarbeit aller Beteiligten. 

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